Einführung zu meinem Buch – If you can’t do it safety, don’t do it at all

Geleitworte Mark Garrett  Group CEO Marquard & Bahls, Präsident OMV Aufsichtsrat In Unternehmen, in denen ich Verantwortung als Leader übernahm, lebten wir nach der unbestrittenen Regel „If we can’t do it safe, we don’t do it at all“.  Diese Verantwortung ist es, die all unser Tun und Handeln, die Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, an…

Nutzen der Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit und die Kosten arbeitsbedingter Verletzungen und Erkrankungen für die Gesellschaft (in Zusammenarbeit mit EU-OSHA)

Es besteht eine dringende Notwendigkeit, das Arbeitsleben in Österreich sowie in der gesamten Europäischen Union zu verbessern. In 2018 (Vorpandemie) wurden EU weit 3.881 Menschen während ihrer Arbeitszeit tödlich verletzt.  Im selben Jahr 2018 wurde in den EU-Mitgliedsstaaten 2,9 Millionen nicht tödliche Unfälle (Ausfallzeit >3 Tage) gemeldet. Zusätzlich zu diesen Unfallquoten zeigten Zahlen aus dem Jahr 2013, dass 7,9% der erwerbstätigen Bevölkerung Probleme mit Gesundheit am Arbeitsplatz hatten, von denen 36% zu einem Arbeitsversäumnis von mindestens 4 Tagen führte (Eurostat, 2018a).

Dieser Umstand bedeutet, dass Millionen an Arbeitstagen verloren geht. In einer zunehmend mit dem Problem des Arbeitskräftemangels für die Wirtschaft ein nicht zu unterschätzender Faktor

Diese berufsbedingten Verletzungen, Erkrankungen und Todesfälle verursachen Einzelpersonen, Arbeitgebern, Regierungen und der Gesellschaft hohe wirtschaftliche Kosten. Zu den negativen Auswirkungen zählen kostspieliger Vorruhestand, Wegfall qualifizierter Mitarbeiter, Fehlzeiten und Präsentismus (wenn Mitarbeiter trotz Krankheit zur Arbeit gehen und dann eher Fehler machen) sowie hohe Behandlungskosten und Versicherungsbeiträge.

In einer früheren Untersuchung schätzte die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA), dass 3,9% des weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) und 3,3% des europäischen BIP für die Behandlung von berufsbedingten Verletzungen und Erkrankungen ausgegeben wird (EU-OSHA 2017a.). Dieser Prozentsatz schwankt stark zwischen den einzelnen Staaten (vor allem zwischen den westlichen und übrigen Ländern), je nach Industrielandschaft, Rechtsrahmen und Präventionsmaßnahmen.

Um das Ausmaß der Probleme zu verstehen, bedarf es einer zuverlässigen und umfassenden Abschätzung der Kosten von berufsbedingten Verletzungen und Erkrankungen für die Gesellschaft.

Ein besonderes Augenmerk muss nun auf die im Zusammenhang mit COVID-19 Infektionen hervorgerufenen s.g. Long Covid Symptome gelegt werden – siehe Thema Präsentismus.

Verantwortliche in der Politik müssen sich dieser Kosten bewusst sein, damit sie entsprechende Prioritäten setzen können. Durch Einblicke in die finanziellen Folgen berufsbedingter Verletzungen und Erkrankungen erhalten Regierungen, Verantwortliche in der Politik, Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften (in Österreich die Sozialpartnerschaft) relevante Daten für die Entwicklung von politischen Strategien und Vereinbarungen für die Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz (OSH). 

Ein Denken in „Silos“ (siehe Selbstverwaltungsmodel AUVA) ist dabei hinderlich, wenn es darum geht Systeme zu ändern, um eine höheren Fokus und bessere Steuerung dieses Themas zu ermöglichen (z.B. Änderung zu Incentive Modellen anstelle von Fixbeträgen – 1,2% der Lohnsummensteuer)

Darüber hinaus kann durch Einblicke in diese Kosten das Bewusstsein für das Ausmaß des Problems gestärkt und ein Beitrag zu einem effizienten Einsatz und der Steuerung von Ressourcen für OSH geleistet werden.

In der Vergangenheit wurden bereits Versuche angestellt, die finanzielle Belastung durch berufsbedingte Verletzungen und Erkrankungen abzuschätzen. Diese beschränken sich häufig auf eine oder mehrere Erkrankungen oder auf die Folgen einer bestimmten Art von Exposition. Nur wenige Studien befassen sich mit der vollen Belastung durch berufsbedingte Erkrankungen.

Die EU-OSHA hat beschlossen, diese große Forschungslücke im Bereich der Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit zu schließen und leitete ein Projekt ein, um die Kosten von berufsbedingten Verletzungen, Erkrankungen und Todesfällen auf europäischer Ebene abzuschätzen. 

Die erste Phase begann 2015 und resultierte in einer Übersicht über die Verfügbarkeit und Qualität der nationalen und internationalen Datenquellen, die für die Entwicklung einer Kostenabschätzung auf europäischer Ebene erforderlich sind. 

Man gelangte zu dem Schluss, dass die verfügbaren Datenquellen in vielen Ländern für eine zuverlässige Abschätzung der wirtschaftlichen Belastung durch berufsbedingte Verletzungen und Erkrankungen unzureichend waren. In manchen Ländern scheint die Verfügbarkeit jedoch hinreichend solide zu sein und könnte für eine Abschätzung ausreichen (EU-OSHA 2017a).

Man entschied sich für 5 Länder – Österreich fiel auf Grund der unzureichender Datenverfügbarkeit (Erkrankungen und deren Folgen im Gesundheitsbereich) aus dem Projekt.

Teilnehmer im Projekt:

Finnland, Deutschland, Niederlande, Italien und Polen – Verfügbarkeit und Qualität der Daten wurde mit „Gut“ beschrieben, mit einige Probleme bei den Friktionskosten (D, Italien, Polen)

Friktionskosten: Gesundheitsökonomischer Ansatz zur Erhebung indirekter Kosten bei einer Erkrankung oder im Falle eines Todes eines Beschäftigten – Kosten berücksichtigt, die bis zur vollständigen Einarbeitung einer neuen Arbeitskraft entstehen. Die während dieser Zeit anfallenden Kosten sind bspw. 

  • Teamarbeit leidet, Aufträge können nicht im Zeitfenster erfüllt werden und gehen verloren, eine neue Arbeitskraft hat u.U. eine geringere Produktivität,
  • Suchkosten für neue Mitarbeiter, Einarbeitungskosten

Verletzungen, Erkrankungen und Todesfälle verursachen verschiedene Arten von Koste.

Zunächst ergeben sich direkte Kosten z.B. für Gesundheitsversorgung. Anschließend entstehen Kosten im Zusammenhang mit dem Ausfall von Produktivität und Arbeitsleistung. Ferner fallen im Zusammenhang mit dem menschlichen Wohlbefinden (Auswirkungen auf Lebensqualität und Gesundheit der Menschen) Kosten an. Diese sind qualifizierbar und können in die Abschätzung der Belastung einfließen. Bei jedem Fall von berufsbedingter Verletzung und Erkrankung kommen diese Faktoren zum Tragen. Addiert man die Kosten sämtlicher Fälle, erhält man einen Schätzwert für die Gesamtbelastung durch berufsbedingte Verletzungen und Erkrankungen.

Diese Art der Ermittlung einer Kostenabschätzung wird häufig als „Bottom-up- Ansatz“ bezeichnet, der auf den einzelnen Komponenten der Kosten aufbaut und schließlich in einem Gesamtkostenwert mündet.

In diesem Model und Daten reicht die geschätzte wirtschaftliche Gesamtbelastung durch arbeitsbedingte Verletzungen und Erkrankungen – einschließlich tödlicher und nicht tödlicher Fälle – von 2,9% des BIP in Finnland bis 10,2% in Polen (D 3,5%, NL 3,5%, I 6,3%).

Eine grobe Abschätzung auf dieser Basis ergibt für die EU pro Jahr 476 Milliarden € an Gesamtbelastung.

In 2018/2019 Vor Pandemie, habe ich versucht, auf Basis der im EU-OSHA Projekt vorliegenden Zahlen, eine Umrechnung auf die österreichische Situation vorzunehmen. 

Die Werte, welche ich eruierte, basierend auf AUVA Unfallzahlen, waren eine Gesamtbelastung von etwa 7-9 Milliarden € pro Jahr (1,8-2,3% – eher auf der niederen Seite, da hauptsächlich lange Krankheitsverläufen nicht inkludiert sind).

Eine aus meiner Sicht durchführbare Verbesserung von 10-15% der Unfallzahlen ergeben eine Reduktion der Gesamtbelastung von        1 Milliarde € pro Jahr.

Eine solche Reduktion von Unfällen, würde durch die dafür notwendigen Maßnahmen in den Unternehmen, ein großes Produktivitätspotential freisetzen. 

Diese Maßnahmen sollten durch ein entsprechendes Incentive Modell unterstützt werden. Um dieses Potential auszuschöpfen und nachhaltig weiter zu verbessern, ist eine Diskussion und Entscheidung bezüglich einer Änderung des derzeitigen reinen AUVA Prämiensystems 1,2% der Lohnsummensteuer, hinzu einem System mit Ökonomischen Incentives für die Reduktion von Unfällen am Arbeitsplatz.

 Ich bekam im Juli über meine EU-OSHA Kontakte eine Studie der österreichischen Situation durch das WIFO aus dem Jahr 2020. In dieser Studie werden die Gesamtbelastungen nach dem Schema EU-OSHA Top Down und Bottom Up dargestellt und bestätigen die Größenordnung sowie das eher unbefriedigende verfügbare Datenmaterial bei Gesundheit am Arbeitsplatz.

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